Toner-Verkauf am Sonntag — Freundliche Menschen bei der Telefon-Akquisition
An einem gemütlichen Samstagnachmittag läutet bei uns daheim plötzlich das Telefon. Eine mir unbekannte Schweizer Nummer ist im Display zu erkennen. „Grüezi, wir sind ein Marktforschungsinstitut aus Luzern und führen zur Zeit gerade in ihrer Gegend eine Erbhebung durch“ begrüsst mich eine freundliche Schweizerdeutsche Stimme. Ob sie wirklich aus der Innerschweiz stammt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Wie Emil Steinberger hört sie sich für mich nicht an.
„Darf ich Sie fragen, wie viele Personen in Ihrem Haushalt leben?“ werde ich gleich darauf gefragt: „Das dürfen Sie sicherlich, aber gerne doch“ gebe ich freundlich und hilfsbereit zur Antwort. Von so viel Kooperations- und Hilfsbereitschaft offensichtlich geschockt entsteht bei meinem Gegenüber eine kleine Gesprächspause. Dann hat sie sich wieder gefasst und es folgt die nächste Frage: „Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt?“
Wie immer bei solchen Gesprächen bin ich bemüht, meinem Gegenüber ein paar Erfolgserlebnisse zu verschaffen und sage aufs gradewohl „Fünf!“, was natürlich nicht stimmt, aber dennoch toll klingt. Die nächste Frage kommt prompt: „Und wie alt sind diese Personen?“. Ich zähle munter auf: „Siebzig, fünfzig, zehn und zwölf“, was mir grad so durch den Kopf geht. — „Also doch nur vier Mitbewohner?“ Hoppla, da hatte ich nicht aufgepasst. Egal. Jetzt reicht es mir sowieso. Also frage ich jetzt erst mal zurück:
„Was möchten Sie denn überhaupt von uns wissen?“ – „Nun, wir machen eine Marktumfrage zu neuen Produkten im Bereich Telekommunikation“ lautet die Erklärung. Mir wird das jetzt zu dumm, also gebe ich die beste mögliche Antwort auf jede unerwünschte Telefonumfrage:
„Wissen sie, leider beantworten wir aus religiösen Gründen grundsätzlich keine Fragen zu Produkten im Bereich Telekommunikation“.
Das sass, am anderen Ende wird ratlos geatmet. Also lege ich noch etwas nach:
„Aber möchten Sie nicht vielleicht etwas Toner für ihren Laserdrucker bei uns posten? Sie haben doch gewiss einen Laserdrucker am Arbeitsplatz, oder? Ich könnte ihnen da ein enorm günstiges Angebot unterbreiten. Wie war noch gleich ihr Name und die Gerätebezeichnung ihres Druckers?“
Das Wort „posten“ hat sie bestimmt nicht verstanden, weil, sie kommt ja aus der Innerschweiz, die freundliche Telefondame. Soll sie doch erst mal richtig Züridütsch lernen, bevor sie mich anruft.
Sehr schnell ist das Gespräch zu Ende. Am nächsten Tag, ein Sonntag, kommt nochmals ein Anruf:
„Dürfte ich bitte die fünfzigjährige Dame in ihrem Haushalt sprechen?“.
Da hat jemand die Aufzeichnung der Kollegin gelesen und festgestellt, dass der Anruf nicht bis zum Ende geführt werden konnte.
„Geht leider nicht, die ist grad in der Kirche und muss nachher dann noch Toner verpacken“, lautet meine Antwort. „Wollten Sie nicht auch ein Doppel-Paket haben? Wie lautet nochmals die Typenbezeichnung ihres Laserdruckers?“ Ich schaffe es gerade noch, mich herzlich und ausführlich für den Anruf und das Interesse an unseren Produkten selbst an einem Sonntag zu bedanken, da ist das Gespräch bereits beendet. Telefon-Akquisition macht echt Spass, finde ich. Und was für freundliche Menschen man dabei alles kennenlernen darf. Die Nummer in Luzern habe ich übrigens gespeichert um sie bald wieder zurückzurufen. Ich bin sicher, dass irgendwann auch dort Toner gebraucht wird. Aber vielleicht kauf man ja in Luzern aus religiösen Gründen keinen Toner am Sonntag, wer weiss?
Oktober 6th, 2009 at 7:07
loool, so geil 😉 das ist echt mal ne coole idee, aber mir fehlt dazu der mut… ich schaff es gerade mal aufzulegen, wenn die anrufen – und auch das nicht so einfach, denn „das macht man ja nicht“…. echt cool, was du daraus gemacht hast 😉
Oktober 6th, 2009 at 10:08
Eine schöne Reaktion auf Telefon-Marketing gibt es in der US-Comedyserie „Seinfeld“.
Jerry Seinfeld: Sie sind von der Telefongesellschaft MCI? Oh, ich habe gerade keine Zeit für Sie. Geben Sie mir doch bitte Ihre private Telefonnummer. Ich rufe Sie nach Feierabend zurück. Wie bitte? Ach, Sie mögen es nicht, wenn man Sie privat anruft? Na, dann wissen Sie ja jetzt, wie ich mich fühle. (Hängt ein)
Zur Nachahmung empfohlen!
Oktober 6th, 2009 at 11:32
Herrlich!
Hier habe ich noch etwas passendes gefunden. Sollte man immer neben dem Telefon liegen haben.
http://www.xs4all.nl/~egbg/duits.pdf
Gruss
Martin
Oktober 6th, 2009 at 11:50
Gute Idee… bei der nächsten Umfrage werde ich auch Infos gegen Aufträge tauschen.
Oktober 7th, 2009 at 11:14
Diese tolle Firma aus Luzern war auch schon im Kassensturz zu sehen – resp. die Beschwerden der Angerufenen.
Wir haben ca. zehn Anrufe erhalten. Von Werktags 18 Uhr bis Samstags 21.00 Uhr war alles dabei.
Habe mir dann via Directories den Namen rausgesucht und den lieben Herrschaften ein Mail geschrieben.
Seitdem ist ruhe…
Rückruf bringt übrigens nichts, Jens. Der Anruf verläuft ins Leere.
Für alle „Mutigen“ gibts dann noch das Gegenskript:
http://www.xs4all.nl/~egbg/duits.pdf
Einmal bei nem „armen“ Telemarketer in Deutschland probiert – der Knaller
Oktober 12th, 2009 at 15:19
Hier zeigt sich wieder einmal das fundierte Halbwissen der Zürichers. Der „Soup Nazi“, war mitnichten ein Deutscher sondern trägt den Namen „Yev Kasem“ und sieht auch genauso aus…..Beim Schummeln erwischt, das ist peinlich.
Dem Züricher ist aber natülich keine Lüge zu schade um seinen krankhaft paranoiden Rassenwahn auszuleben. In seiner kleinen Welt ist die Gleichung ja klar. Was Nazi heisst, muss Deutsch sein, geistige Erhabenheit sieht anders aus.
Oktober 22nd, 2009 at 14:33
Super Geschichte!
Aus religiösen Gründen 😉 ich lach mich schlapp 🙂
Juni 13th, 2010 at 15:12
Cool, werden wir bei der nächsten Umfrage auch mal machen.
Echt lustig
Juni 16th, 2010 at 1:48
Das ist ja mal ne echt gute Verkaufs Strategie 😉 Muss ich mir auch mal aneignen…