Soll hier ein Schwein gegrillt werden?
Die Schweizer sind absolute Grill-Weltmeister. Überqueren wir die Grenze von Deutschland kommend, erkennen wir an den zahlreichen Gartengrills vor jedem Haus sofort, dass wir in der Schweiz angekommen sind. Ausserdem gibt es diesen merkwürdigen Riesengrill vor jedem Wohnblock zu bewundern:
Oder ist es doch nur eine Ablagestellfläche für den Wäschekorb, bequem in Griffhöhe, wenn die geplagte Hausfrau Wäsche auf die Leine hängen möchte? Ganz falsch: In der Schweiz wird draussen keine Wäsche getrocknet, dafür gibt es in jedem Wohnhaus die gemeinsam genutzte Waschküche mit Trockenraum. Es handelt sich bei diesem pussierlichen Riesengrill um ein Gestell, auf dem kleine Teppiche und Fussabtreter bequem ausgklopft werden können oder konnten, bevor die Erfindung des Staubsaugers dies überflüssig machte. Vorteil dieser öffentlichen Teppich-Ausklopf-Stelle: Es macht tüchtig Krach und die Nachbarn können mitkriegen, das man gerade am Putzen ist.
Freilich würde ein Schweizer sowieso niemals grillen, schon allein aus Rücksicht auf die kleinen grünen Hüpftierchen gleichen Namens, sondern er „grilliert“. Genau wie parkieren und foutieren ein Schweizer Verb auf -ieren.
Oder der Schweizer „brätelt“. Bei einer Einladung zum Ausflug in die Natur wird man häufig gebeten, etwas zum Bräteln für das finale Picknick mitzubringen.
Ein jeder grilliere vor seinem Haus:
Oktober 18th, 2005 at 12:46
Ahaaaaa?!!!! Jetzt habe ich wieder etwas gelernt! Wir Schweizer wurden von Deutschland her mit dieser auch dort grundfalschen Bezeichnung „grillen“ infiziert! Ich habe mich immer gefragt, woher das kommt. Grillieren ist kein Helvetimus sondern einfach kreuzfalsch. So wie sich auch das „Ich bin überzogen, daß das richtig ist“ statt „ich bin überzeugt…“ bei uns eingebürgert hat, wobei ich bei Letzterem nicht an eine Seuche ausländischen Ursprungs glaube, das ist wohl eher hasugemacht. Die Konsultierung eines Duden wäre oft hilfreich, wenn man Verben benutzt, von deren richtigen Aussprache und Deklination man nicht hundertprozentig überzeugt ist.
Oktober 19th, 2005 at 14:50
Grillieren ist nicht falsch sondern eben doch schweizerisch. Genauso wie wir Schweizer eben unser Auto parkieren und nicht parken.
Ich habe meiner deutschen Kollegin auch erklärt, warum das so ist und dass die Schweizer mit ihrer Ausdrucksform eigentlich Recht haben! Schliesslich gehen wir ja auch nicht spazen, sondern spazieren. 😉
Januar 29th, 2006 at 13:05
ja, auso würkli.. mer hend doch i jedem quartier es Schmineee
März 25th, 2006 at 23:33
….und ich chugle mich vor lache!!
März 29th, 2006 at 10:58
Dass draussen keine Wäsche getrocknet wird, ist natürlich grundfalsch. Natürlich schlägt auch hier wieder das helvetische Platzproblem zu, zu wenig Platz für all die Wäsche. Darum haben die Schweizer die Stewi erfunden. Wäschegefüllte Stewis neben dem Haus sind ein eindeutiges Identifikationsmerkmal für Schweizer Siedlungen.
April 7th, 2006 at 10:27
zit: Ablagestellfläche
kommt drauf an:
Eine Ablagefläche für die Wäsche, weil wir diese nicht tragen bis sie ’steht‘ vor Dreck.
Eine Abstellfläche für etwas das gestellt werden kann.
Juni 27th, 2006 at 8:14
Die Schweizer sind wirklich Weltmeister im grillieren.
Wenn man zufällig Fernseh schaut, zusieht als Zuseher, in den Apparat hineinsieht als Zuschauer, so höre ich, dass auch im Teutonenreich Deutschland grilliert oder gegrillt wird und keine grillen zirpen.
August 31st, 2006 at 14:11
… slao im Norden grillt man! 🙂
Januar 18th, 2007 at 22:44
Bekomme ich hier wohl endlich die grosse Frage beantwortet???
Wie erkläre ich einem Deutschen, dass ich in meinem Garten ein „Cheminé“, oder eben: „es schminee“, stehen hab. Auch nachdem zwei deutsche Freunde dieses „Ding“ gesehen und darauf „grilliert“ haben, konnte mir keiner einen Namen dafür nennen!
I bi gschpanne, was dodrbi usechunnt !
Februar 2nd, 2007 at 22:15
Ganz einfach, das Ding heisst Grill
Februar 8th, 2007 at 20:35
Der Grill ist sehr wichtig, da man mit vielen Freunden feiern kann.
März 9th, 2007 at 11:09
Natürlich spaziert man, anstatt zu spatzen. Allerdings leitet es sich von dem Nomen Spatz ab. Grillen allerdings von Grill und Handel von Handel oder sagt ihr Schweizer etwa zu Handeln Handieren?
April 19th, 2007 at 17:28
es ist wirklich zum tränenlachen :o)
diese Diskusionen was denn nun richtig oder falsch ist. ist denn alles nur dann richtig wenn es in einem Lexikon oder sonst wo schwarz auf weiss belegt ist?? Dann müsste man auch in Frage stellen warum wir Schweizer so oft (vemeintlich) in der verkleinerungsform -li reden.
bsp. Chörbli (geflochtener Korb)
Chlüppli (Wäscheklammer)
Blüemli ( Blume)
wobei wir nicht zwangsläufig ein kleines Exemplar meinen.
ich habe schon gehört, dass gerade dies die Deutschen putzig finden. stimmt das?
Sprachen und Dialekte haben häufig ihren Ursprung in sehr alten Worten und Redensarten, die dann im laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten oder verwässert werden. Stimmen sie desshalb dann nicht mehr?
ich finde es viel amüsanter aufzudecken wo die sprachlichen Missverständnise entstehen, anstatt zu suchen wer nun womit recht hat.
Also Jens, ich finde deine Episoden zum tränenlachen :o) mach weiter so
Mai 11th, 2007 at 12:38
Grillen sagen vor allen die Deutschen, übernommen vom englischen to grill. Die Schweizer sind aber naturgemäss frankophoner orientiert, drum ist in der Schweiz grillieren gebräuchlich. Das kommt vom französischen griller. Das alte und richtige deutsche Wort wäre rösten (gerilliert wird ja auf dem Rost).
Laut Duden ist grillen, grilliere oder eben rösten in all jenen Fällen richtig, wo es ums Braten mit Rost über dem offenen Feuer geht. Entscheidend ist einzig die sprachliche gebräuchlichkeit, die eben historisch oder sozio-demografisch beeinflusst heranwächst.
Aber das beste ist: Grillfeste sind so ziemlich die gemütlichsten und geselligsten Anlässe eines jeden Sommers. Einfach nicht wegzudenken. Ist doch schön, oder?
Mai 19th, 2007 at 21:12
Oh der Duden, wenn doch manche Leute ihren Duden nicht hätten, der ihnen immer alles so schön beweist…. Wenn’s im Duden steht, dann muss es ja stimmen, gell?
Juli 14th, 2007 at 18:14
nath: Ein „Schminee“ ist nichts anderes als ein offener Kamin (zumindest in der Wohnung), draussen würde ich es halt auch als Grill oder als Pizzaofen
( 😉 ) bezeichnen…
August 8th, 2009 at 19:49
Übrigens heissen diese Räume nicht „Trockenraum“ sondern „Tröckneraum“. „Die Tröckne“ ist ein schweizer Begriff, der im Duden steht (explizit als schweizerisch gekennzeichnet). Die Tröckne heisst in etwa soviel wie Trockenheit.
Juli 5th, 2010 at 14:17
Wir stellen mal wieder fest: Neue Sprachen entstehen, in dem Dialekte als solche definiert werden, damit danach alle, welche die neue Sprache beherschen möchten, irgendwo nachlesen können, wie’s denn richtig geschrieben wird. Als „Trost“ (sofern das wieder nicht als arogant aufgefasst wird) möchte ich den Schweizern mitteilen, dass es 90% der Deutschen mit Ihrem Dialekt genau so geht. Nur die Hannoveraner konnten die Muttersprache zur Schriftsprache machen. Allerdings dürften sich innerhalb der deutschsprachigen Schweiz auch noch Diskussionen ergeben ob man jetzt Dütschland oder Ditschland schreiben darf.
Januar 31st, 2012 at 1:41
Das „Schminee“ ist eine interessante Wortbildung: stammt wahrscheinlich von frz. chéminée = Schornstein.
Und da Schornstein und Kamin oft gleichbedeutend gebraucht wird–bei uns würde man bei „Kamin“ eher an einen integrierten Wohnzimmerkamin denken, Vorgänger der heute aus keinem Yuppie-Haushalt wegzudenkenden Kaminöfen–hat sich wahrscheinlich das „Schminee“ daraus entwickelt.
Noch zu einem sehr alten Beitrag von „Gaby Libanon“:
„Überzogen“ muss nicht unbedingt an Krankheit oder Seuche denken lassen. Es kann auch ein Land „vom Krieg überzogen“ sein. Auch wenn Krieg nichts Schönes ist, gefällt mir die Formulierung, die schon leicht an der gehobenen Sprachebene kratzt. Findet sich daher auch eher in der NZZ oder der dt. ZEIT.
August 12th, 2012 at 22:54
Das Ding auf dem dritten Foto ist eine Esse. Ich tät’s eher zum Schmieden hernehmen wollen, aber sei’s drum. Mein Brätelfeuer oder wie auch immer hat sich zu ebender Erde zu befinden. Weil, ich bin konservativ. Und unsre Vorfahren haben es auch vor 15 tausend Jahren so gemacht.