Pfefferminze, Peppermint, Spearmint oder Swissmint?

Oktober 3rd, 2013

(reload vom 22.4.06)

  • Nicht Wrigleys Spearmint sondern Swissmint
  • Als wir die Bezeichnung „Swissmint“ das erste Mal lasen, musste wir an die Kaugummi Werbung für „Wrigleys Spearmint“ denken. Wie schmeckt wohl Swissmint? Etwa nach Schweiz? Präzise blumig und kühlich-käsig auf der Zugenspitze und mit einer zarten Schoko-Nougat-Blume im Abgang?

  • Mint heisst nicht nur Minze
  • Mint heisst „Minze“, wir kennen es vom Kaugummigeschmack Peppermint = Pfefferminz. Versuchen Sie Swissmint aber lieber nicht in den Mund zu nehmen um darauf rumzukauen. Sie beissen sich daran nur die Zähne aus. Denn diese „Mint“ ist eine „Münz„, und hinter „Swissmint“ verbirgt sich nichts anderes als die altehrwürdige Schweizer Münzstätte. Sie änderte 1998 ihren Namen:

    Die swissmint ist die offizielle Münzstätte der Schweizerischen Eidgenossenschaft und den meisten wohl besser bekannt als Eidgenössische Münzstätte oder einfach „Münz“. Seit dem 1. Januar 1998 ist die traditionsreiche Institution eine selbständige Einheit der Eidgenössischen Finanzverwaltung. Der neue Name signalisiert Aufbruch. Er steht für ein modern geführtes Unternehmen, das mit seinen Produkten und Dienstleistungen neue in- und ausländische Märkte erschliessen will. Die swissmint beschäftigt 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
    (Quelle: swissmint.ch)

    Die Schweizer Münzstätte
    (Foto: www.swissmint.ch)
    So modern, dass die Homepage gleich auch auf Englisch und Französisch angeboten wird. Das Tessin und die Räto-Romandie wird von dieser „traditionsreichen Institution“ auf der Website jedoch totgeschwiegen. Nur die Pressetexte gibt es auch auf Französisch und Italienisch. Wo bleibt die Fassung auf Ladinisch, Puter, Vallader, Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran und Furlanisch? Oder wenigstens auf Rumantsch Grischun?

  • Was soll aufgebrochen werden?
  • Der neue Name „signalisiert Aufbruch„. Was wir darunter zu verstehen haben? Soll der Tresor mit den Goldvorraten der Schweiz aufgebrochen werden? Den haben sie doch erst kürzlich geleert, um die Vorräte zu versilbern und gerecht zu verteilen. Oder ist das nicht wörtlich zu nehmen? Will die swissmint tatsächlich grundsätzlichen Neuerungen bei den Schweizer Münzen wagen? Wenn man bedenkt, dass in der Schweiz noch 10-Rappen-Münzen aus dem Jahre 1879 (!) im Verkehr sind (vgl. Wiki).

  • Warum hat die swissmint einen englischen Namen?
  • Ganz einfach. Die Schweiz ist ein viersprachiges Land: Französisch, Italienisch, Rätoromanisch und Deutsch Schweizerdeutsch sind die offiziellen Landessprache. Darum heisst diese Anstalt für die Münze auch „swissmint„. Was daran jetzt einfach sein soll? Nun, anstatt vier Namen in vier Landessprachen zu erfinden, die viel Platz auf dem Schild benötigen, braucht es nur einen einzigen, und der ist Englisch, weil das alle verstehen. Warum das allerdings immer auch noch die Kleinschreibung erfordert, ist uns schleierhaft. Vielleicht um deutlich zu machen: Obacht, wir halten uns auch bei der Schreibweise daran: Das ist ein englischer Begriff!

    Gleiches können wir beobachten bei der halbstaatlichen Fernsehgebühren-Eintreib-Gesellschaft „Billag„, eigentlich Bill AG, die ihren Namen nicht von der Englischen Abkürzung von Willhelm „Bill“ Tell hat, sondern ganz profan „the bill = die Rechnung“ bedeutet.

    Wenn es knifflig wird in der Schweiz, wenn man keine der offiziellen Landessprachen bevor- oder benachteiligen will, dann wählen die Schweizer gern einen englischen Namen.

  • Gesucht wird ein neuer Name für das Bundeshaus in Bern
  • Cablecom ist noch so ein Beispiel (Kabelnetzanbieter für Telefon, Internet und Digital-TV) oder Swisscom (Telefon). Die deutsche Telekom schreibt sich übrigens ganz konservativ mit „k“ und nicht „c„, dafür wimmelt es von Anglizismen wie „Long-Distance-Call“ und „City-Call“ auf der Abrechnung der Telekom. Deswegen wurden in Deutschland schon Prozesse geführt, weil Kunden in einem Vertrag mit einem deutschen Unternehmen in Deutschland ein Recht auf deutschsprachige Dokumente haben. Bei soviel Kleingeist kann ich nur sagen: „Take your handy and come to Switzerland, before the English goes you on your biscuit…“

    Das Bundeshaus in Bern soll demnächst auch umbenannt werden. Gesucht wird ein Namen der kurz, präzise und auf Englisch sein sollte und den jeder ohne Anstrengung aussprechen kann. Ausdrücklich soll der Name die Hauptbeschäftigung der Parlamentarier, die vielen „Sitzungen“, und der permanente Prozess der „communication“ beinhalten. Wir hätten da auch gleich einen klasse Vorschlag als Namen für das Bundeshaus: „Sitcom“.