Richtiges Ohrfeigen erlernen Sie spielerisch — Träntnen in der Schweiz

Juni 5th, 2006
  • Wie löst man ein Orientierungsproblem am Spieltisch?
  • Die Schweizer sind hart im Nehmen. Wenn Sie nicht genau wissen, wo es lang geht, in welcher Richtung sie beim Spielen die Karten ausgeben müssen. So zum Beispiel beim Schwyzer Kartenspiel „Träntne“.

    Damit kommen wir zu den Spielregeln des Träntne, wie es 1977 im Schwyzer Muotatal gespielt wird. Sie wurden vom Wirt Erasmus Betschart aufgestellt, vom Gemeindekassier Toni Büeler geordnet und ergänzt und von den sechs Rangersten am zweiten Prüsträntne korrigiert. Dieses Verfahren war notwendig, weil bis heute keine Regeln dieses komplizierten Spiels geschrieben sind. (…)
    Gespielt wird meist zu viert in zwei Parteien zu zwei, zuweilen auch zu sechst in zwei Parteien zu drei Spielern. Als Karten dienen die zo Bildkarten des Schweizer Jass (früher nahm man auch noch die Neun dazu). Ausgegeben wird im Uhrzeigersinn, während schon in Schwyz wie in der übrigen Schweiz wider den Uhrzeigersinn (der Ohrfeige nach) gespielt wird.
    (Quelle: erlebnis-illgau.ch)

    Moment, haben wir diese Regel jetzt richtig verstanden? Wenn vergessen wurde, wie rum die Karten ausgegeben werden müssen, dann steht ein Spieler auf, gibt dem Mitspieler eine Ohrfeige (vorzugsweise mit der rechten Hand auf die linke Wange), dann ist wieder alles klar: So rum geht es weiter, einfach „der Ohrfeige nach“.

  • Der Ohrfeige nach und nicht gegen den Uhrzeigersinn
  • Brutale Sitten in der Innerschweiz. Die Uhrenindustrie im Jura muss einfach zu weit entfernt gelegen haben, dass man sich sowas Technisches wie „gegen den Uhrzeigersinn“ merken konnte. Das mit der Ohrfeige ging leichter. Richtung vergessen? Ohrfeige kassiert, Richtung wieder gewusst!

    Hier ein besonders schönes Exemplar vom Duo Diagonal:
    Die Ohrfeige vom Duo Diagonal
    (Foto Paul Silberberg)

    Auch in einer Regel für das Domino-Spiel entdecken wir diese Wendung:

    Die Spielrichtung erfolgt in landesüblicher Weise (z. B. in Deutschland im Uhrzeigersinn, in der Schweiz jedoch entgegen dem Uhrzeigersinn, oder wie dortige erfahrene PädagogInnen erklären: in Richtung der Ohrfeige …).
    (Quelle: dominospiel.de)

  • Watschen, Chlapf und Backpfeifen
  • Die Standarddeutsche Ohrfeige bringt es im übrigen auf eine ganze Reihe von Varianten in den verschieden deutschsprachigen Ländern Europas. So kann man in Österreich und im Südosten von Deutschland dazu auch „die Dachtel“ sagen, oder man teilt eine „Watsche“ aus. Im Norden und in Mitteldeutschland pfeift hingegen lautmalerisch die „Backpfeife“, wenn es knallt. Der Schweiz „Chlapf“ (in Deutschland eher ein Knall, Schnall, Rumms oder Bumms) ist eigentlich eher ein lautmalerisches Synonym für den Schlag auf die Wange. Er findet sich nebst der Pluralform „die Chläpfe“ genau wie alle anderen hier zitierten Varianten im DeGruyter Variantenwörterbuch der Deutschen Sprache.

    Das Chlapf, Knall, Schnall, Rumms und Bumms immer ein und dasselbe Geräusch umschreiben können, zeigt uns wieder, wie exakt die Wissenschaft der Onomatopoesie oder Lautmalerei doch sein kann.

  • Spielen Sie mit Träntnen?
  • Jetzt suchen wir noch tapfere Mitspieler zum Erlernen von „Träntnen“. Die kompletten Regeln finden sich hier . Ich spiele aber nur mit, wenn ich anfangen darf und nicht als zweiter rechts vom Spielmacher sitzen muss. Sie wissen schon warum. Wussten die Leute im Muotatal eigentlich, das das Spiel als „Trenta“ auch in Spanien gespielt wird? Was heisst eigentlich „der Ohrfeige nach“ auf Spanisch?

    Kostenloses Park(ier)en in Zürich?

    Juni 4th, 2006

    Heute ist Pfingsten. Auch in der Schweiz. Da kann man sich sonst nicht immer so sicher sein. In der nächsten Woche ist zum Beispiel in Deutschland „Fronleichnam„. Leider kein Feiertag für die Zürcher. Die haben zum Ausgleich am „Sechseläuten“ einen Tag mehr frei als die restlichen Schweizer. Die Schweizer sind da sehr speziell mit ihren Feiertagen, das kann nicht nur von Kanton zu Kanton, sondern auch von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich gehandhabt werden. Viele Zürcher Unterländer Firmen haben am Sechseläute-Montag normal gearbeitet. Ist eben ein Feiertag der Zürcher, und nicht der Agglomeration. Da es strafbar ist, an Feiertagen zu arbeiten, müssen Bauunternehmer, die Baustellen in verschiedenen Gemeinden und Kantonen betreiben, sehr genau aufpassen, wo sie wann ihre Arbeiter morgens auf dem Bau antreten lassen. Ganz schön kompliziert.

  • Kein Vatertag bei den Schweizern
  • Gestern waren wir noch auf der Suche nach kostenlosen Parkplätzen. Wir haben Sie dann doch noch entdeckt, die kostenlosen Parkplätze im Kanton Zürich, während einer Radtour am Zürisee an Christi Himmelfahrt. Diesen Feiertag nennen die Schweizer „Auffahrt“ und nicht „Vatertag“. Auf die Idee mit dem „Vatertag“ kamen sicher einst frustrierte deutsche Väter, weil sie eine Ausrede suchten, mit ihren Kumpels und einem Bollerwagen (=Leiterwagen)
    Vatertag in Deutschland
    (Quelle Foto: dw-world.de)
    auf dem ein Fass Bier nebst Gläser zu finden ist, eine zünftige Wanderung mit „wirtschaftwissenschaftlichem“ Anspruch zu unternehmen. Was tut Mann nicht alles „in the name of science“.

    Der volkstümliche Vatertag wird in Deutschland am christlichen Feiertag „Christi Himmelfahrt“ gefeiert, dem zweiten Donnerstag vor Pfingsten. Er wird auch als Männertag oder Herrentag bezeichnet. Seit 1936 ist er gesetzlicher Feiertag am Himmelfahrtstag, in der DDR war er jedoch kein gesetzlicher Feiertag. Himmelfahrt gilt als Heimkehr von Jesus zu seinem Vater. Der Evangelist Johannes lässt Jesus in seinen Abschiedsreden sagen: „Ich gehe zum Vater“ (Joh 14, 12).
    (Quelle: Wikipedia)

    In der Schweiz ist der Vatertag übrigens unbekannt! Nur im Tessin feiert man wie in Italien den Vatertag am 19. März.

  • Kostenloses Parken in Zürich am See!
  • Die Parkplätze fanden wir an der Seeuferstrasse, unweit der Badeanstalt von Thalwil.
    Kostenloses Parken am Zürisee
    Woran wir erkannten, dass sie kostenlos sein müssen? Nun, es gibt Dauerparker dort! Vor allem Boote auf Bootsanhänger, die das ganze Jahr darauf warten, im Sommer zu Wasser gelassen zu werden.
    Boot dauerparken für umsonst
    Sie werden es kaum glauben, aber diese Parkplätze sind tatsächlich kostenlos, wenn auch im Sommer meist ab 9.00 Uhr belegt. Sie können von dort in knapp 10 Minuten mit der S-Bahn nach Zürich fahren. Kostet ungefähr gleichviel wie das Parkhaus in Zürich.

  • Parkieren und nicht Parken
  • Falls Sie Deutscher sind, sollten Sie versuchen das zu lernen. Parken könnte man höchstens in einem Park. Sie gehen ja auch nicht „spazen“ sondern „spazieren“, und sie wollen keine Insekten essen (Grillen) sondern zünftig grillieren. Sie lernen das schon noch… keine Angst.
    Wo wir gerade beim Thema „Park“ sind. Sie wissen doch, was ein Park ist? Wie heisst denn die Mehrzahl? „Parks“? Falsch! In der Schweiz sind das „Pärke“.

    Park, der; -s, -s, seltener -e, schweiz. meist: Pärke [1: (engl. park < ) frz. parc < mlat. parricus = Gehege, galloroman. Wort.; (Quelle: duden.de)

    Die Schweizer haben eine ganze Reihe von eigenen Pluralform, die wir im Standarddeutschen nicht haben. So lautet hier der Plural von Kragen => Krägen, also viele schöne Hemdkrägen gibt es zu bügeln für den Mann. Und die Mehrzahl von Zapfen => Zäpfen. Die Deutschen sind da langweiliger, sie lassen einen Kragen oder zwei Kragen einfach gleich aussehen, genau wie ein Zapfen oder zwei Zapfen. Kein Unterschied. Hauptsache, sie können ihn auch ziehen, den Zapfen, mit dem Zapfenzieher… aber das hatten wir ja schon (vgl. Blogwiese)

    Am besten parken Sie in Deutschland — Probleme eines Deutschen beim Parkieren

    Juni 3rd, 2006
  • Parkieren und nicht Parken
  • Eines der ersten Wörter, welches wir als Deutsche in der Schweiz lernten, war „parkieren“. Warum das so schnell ging? Weil auf unsere naive Frage an einen Schweizer „Entschuldigen Sie, aber wo können wir hier parken?“ postwendend die Antwort erfolgte: „Hier können Sie nicht parkieren, hier ist eine blaue Zone“. Also suchten wir einen der begehrten „Besucherparkplätze“ vor einem 6-Familien-Wohnblock und blieben tagelang dort stehen.
    Besucherparkplatz nur mit deutschem Kennzeichen
    Solange wir ein deutsches Nummernschild hatten, war das kein Problem. Die Schweizer glauben dann, man sei ohne Aufenthaltsbewilligung hier oder besuche gerade den gut betuchten Schweizer Schwager. Deswegen dulden sie dieses Parkverhalten grosszügig (oder mitleidig?) eine Weile.

    Auf keinen Fall sollten Sie Ihr Auto auf diesem Platz abstellen, denn sonst kann sich der Hauswart dieser „Überbauung“ nicht mehr waschen. Und wenn er sich nicht waschen kann, dann kann er sehr sehr unangenehm werden. Nicht nur, was den Geruch angeht.
    Waschplatz Hauswart

  • Kostenlos vor der Tür parken können Sie vergessen
  • Will ein Deutscher allerdings ganz in die Schweiz ziehen, womöglich noch nach Zürich, in eine extrem billige Wohnung, sagen wir 1.800 Franken für drei Zimmer, im 4. Stock an einer Durchfahrtsstrasse, dafür aber nur 25 Minuten Fussweg bis zum Hauptbahnhof (für Leser aus Deutschland: Da sind ca 1.200 Euro, also ungefähr der Betrag den Sie in einer deutschen Kleinstadt für die Miete eines Einfamilienhauses lockermachen müssen), dann merkt er rasch, warum diese Wohnung so „billig“ ist: Sie hat höchstwahrscheinlich keinen Parkplatz! Und den braucht der Zugezogene, wenn er mit Auto in Zürich wohnen möchte. Weil es hier keine kostenlosen „Laternenparkplätze“ gibt. (vgl. Blogwiese)
    Keine Laternenparkplätze weit und breit
    Für Deutsche Augen ungewohnt: Niemand parkt am Strassenrand dieser Wohnstrasse

  • Wenn das Auto nicht mehr da steht wo es gestern noch stand
  • Ein Bekannter war gerade frisch nach Zürich gezogen und verzweifelte schnell, weil er vergeblich in der Nähe seiner Wohnung einen kostenlosen Parkplatz suchte. In der ersten Nacht habe man ihm in Zürich sein Auto abgeschleppt, erzählte er uns übers Handy. Es war jedenfalls nicht mehr dort, wo er es am Abend zuvor ohne Berechtigung in einer blauen Zone geparkt hatte. Es muss schon etwas später gewesen sein.

    Als er am nächsten Morgen nach vergeblicher Suche nach dem Auto schliesslich die Polizei fragte, wo er den Wagen nun zurückbekommen könne, erklärte man es ihm: Das Auto stand, mit einem „Knöllchen“ dekoriert, welches hier bussfertig „Bussenzettel“ heisst, immer noch dort, wo er es am Vorabend abgestellt hatte. Die Strassen von Zürich sehen bei Nacht vermutlich alle gleich aus.

    Gibt es eigentlich schon GPS für die Hosentasche, um damit sein Auto wieder zu finden? Jedenfalls konnte ihm die freundliche Stadtpolizei von Zürich (kurz „STAPO„, nicht verwechseln mit „KAPO“ = Kantonspolizei) erklären, wie er zu seinem Auto kommt. Es wurde nämlich bereits von der Polizei sorgsam beobachtet. Nicht mehr lange, und das Auto wäre wirklich abgeschleppt worden.

  • Parken auf dem „ganz grossen Parkplatz“
  • Es blieb unserem Bekannten nur die Möglichkeit, ein Platz für 500 Franken monatlich in einer Tiefgarage zu mieten. Doch dann kam er auf eine viel billigere Idee: Er fuhr seinen Wagen über die Grenze in den ersten deutschen Ort, es war Lottstetten, parkte ihn dort in einer Wohnstrasse unter einer Laterne, und fuhr mit der S-Bahn zurück nach Zürich. Dort liess er das Auto, bis er es verkaufen konnte um sich von dem Geld ein GA (Generalabo = Jahresfahrkarte) der SBB zu kaufen.

  • Die grosse Migration der Facharbeiter
  • Verkauft hat er es an einen frisch nach Lotstetten gezogenen Ostdeutschen. Grenzgebiet ist „Boomzone“ in Deutschland. Die dort schon länger wohnen, gehen nach Zürich zum Arbeiten. Ihre lokalen Jobs werden frei für die Nachrücker aus dem Osten. Die wiederum warten fortan nur darauf, auch ins „El Dorado Schweiz“ weiterziehen zu dürfen. Alle sind sie Teil einer gigantischen Migrationsbewegung in Europa, bei der Facharbeiter aus Weissrussland auf die Baustellen nach Polen ziehen, während die dortigen polnischen Kollegen auf dem Weg zu den Baustellen in Westberlin sind. Die dortigen Ostdeutschen ziehen in den Süd-Westen Deutschlands oder in die Schweiz. Alle sind sie auf der Suche nach Arbeit, Auskommen und Zukunftsperspektiven. Und die Schweizer? Wenn es denen zu bunt wird, wandern sie aus. Nach Frankreich (169.437), Deutschland (71.115), Italien (46.327) oder in die USA (71.773) (Quelle: aso.ch).

    (2. Teil morgen: Es gibt doch noch kostenlose Parkplätze im Kanton Zürich!)

    Mit dem Schlauchboot im Unterland — Tunnelfahrten mitten in der Agglo

    Juni 2nd, 2006
  • Amazonas Abenteuer mit Wasserfällen mitten in der Agglo
  • Zurück zum Ausgangspunkt. Dem Flüsschen „Glatt“. Ganz mutige Schlauchboot-Kanuten haben sie komplett befahren und ihren Erlebnisbericht hier veröffentlicht. Man sollte auf der Glatt allerdings vermeiden, zuviel von ihrem Wasser zu schlucken, denn so super fein ist die Qualität des Wassers nicht mehr, wenn der Fluss an sämtlichen Kläranlagen des Unterlands vorbei ist. Denn raten Sie mal, wohin die Kläranlagen von Dübendorf, Oberglatt, Niederglatt, Bülach etc. ihre geklärten Abwasser leiten?

    Am Ende verschwindet die Glatt kurz vor dem Kraftwerk Eglisau in einem Tunnel:

    Dann hoch über uns die Eisenbahnbrücke. Ich sagte, dass bald der Tunnel kommen müsste. Die untere Luftkammer war kaputt, unsere Hintern schliffen über die Schwellen. Kaum hatte ich ernsthaft mit dem Kommen des Tunnel gerechnet, sahen wir auf der rechten Seite eine Betonmauer, mit Eisenketten dran und eingelassenen Stufen. Ich wollte sagen: Hier gehen wir wohl am besten raus, als wir über einen Absatz fielen, siehe Foto.
    Der Tunnel der Glatt
    (Quelle Foto: forums9.ch)
    Und direkt vor uns den Tunneleingang sahen. Der Fluss verengte sich auf die Hälfte der Breite und wurde zu einer steilen donnernden Rinne. (sieht von oben natürlich mal wieder halb so schlimm aus *schnief)

    Der Tunneleingang war von herabhängenden Ranken fast zugewachsen, aber in der Ferne sahen wir ein weisses Licht, als ob nach dem Tunnel ein Wasserfall vor uns läge.

    Ueli versuchte sich an den Eisenketten festzuhalten , glitt aber ab und das Boot stellte sich quer. Irgendwie schafften wir es nicht an die Ketten ranzukommen (später sahen wir dann, dass auf Wasserspiegelhöhe eine Art Gehweg war, so dass das Boot gar nicht an die Mauer rankonnte. Der Gehsteg hatte wohl mal ein Geländer aus Eisenstangen, die aber nur noch ca. 20cm lang waren und gegen den Fluss runtergedrückt waren. Also die ideale Seitenbegrenzung für ein Schlauchboot .

    Schon bald donnerten wir wie bei Indiana Jones in den Berg hinein.. in den Tunnel.
    In rasender Fahrt…. ins Dunkel…

    Ja… und wie im Film, wurde es in der Mitte des Tunnels langsamer… ruhiger… und wir sahen, dass am Ende des Tunnels sicher nicht der obere Rhein lag, denn der wäre grün gewesen. Wir sagen etwas weisses, querliegendes, wohl der Rhein nach dem Kraftwerk. Also beruhigten wir uns und unternahmen keine weiteren Aussteigeversuche mehr, in anderem Falle hätten wir uns wohl einfach aus dem Boot fallen lassen. Die linke Seitenwand war in der unteren Kammer ohne Luft, so dass wir schräg im Wasser hingen, mit halb abgesoffenem Boot. Dann endete der Tunnel und wir waren im Rhein.

    Gleich unterhalb des Kraftwerkes, das imponierend hoch über uns aufragte. Auch wenns auf dem Foto natürlich mal wieder anders aussieht 🙁

    Ihr könnt es euch ja vorstellen… 2 total abgesoffene Ratten, in havariertem Schlauchboot.. hysterisch lachend und total irre grinsend.
    (Quelle: forum9.ch)

    Da bleibt nur der Tipp: Unbedingt nachmachen, im Frühjahr bei genügend hohem Wasserstand, damit die zahlreichen Schwellen im Wasser nicht ganz so brutal zu spüren sind.

    Glatter als Glatt — Der Sauglattismus

    Juni 1st, 2006
  • Trizonesien und Triglossie
  • Die Westdeutschen lebten kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges in „Trizonesien“, dem Drei-Zonen-Staat, besetzt durch die Siegermächte USA, Frankreich und England. Die vierte Zone war die „Ostzone“, besetzt von den Russen. Mehr als Deutsch konnten die Deutschen deswegen noch lange nicht sprechen. Die Schweizer hingegen leben noch heute in 26 Zonen (die sie Kantone nennen) in ihrem Land verteilt und beherrschen eine lebendigen „Triglossie“ im Alltag: Tüütsch, Schweizerschriftdeutsch und Hochdeutsch sprechen sie fliessend, auf eine Anzahl weiterer Sprachen wie Bärndütsch, Bümpliz-Norddütsch oder Bümpliz-Süddütsch können Sie jederzeit problemlos ausweichen.

  • Warum können die Schweizer so viele Sprachen?
  • Schuld an dieser Mehrsprachigkeit sind
    a) Das Fernsehen: Wer will schon Tatort bei der ARD mit Schweizerdeutschen Untertiteln sehen müssen? Also heisst das Motto: Lerne die Sprache des Nachbarn! Lektion Eins: „Harry, hol‘ schon mal den Wagen“
    b) Die Berner: Wo sie hinkommen gründen Sie einen Verein (vgl. Blockwiese), wie ihn einst Mani Matter besang (Mir hei e Verein) und verbreiten so stetig ihre Sprache.
    c) Die Deutschen, die die auf Hochdeutsch gestellte Frage eines Schweizers: „Verstehen Sie Schweizerdeutsch?“ mit einem „Ja, sprechen Sie diesen Dialekt nur ruhig weiter, ich habe sie bisher sehr gut verstanden“ reagieren.

    Dank ihrer sprachlichen Begabung entwickeln die Schweizer immer wieder sprachliche Neuschöpfungen. Einige davon schaffen es auch in die Zeitungen und sind über alle Zonen Kantonsgrenzen hinweg bekannt.

  • Sauglatt ist glatter als glatt
  • Die Glatt ist ein Fluss im Zürcher Unterland. Sie dient als Abfluss für den Greifensee und mündet in den Rhein. Ohne Glatt gäbe es kein Glatttal, kein Glattzentrum, kein Glattbrugg, kein Glattfelden, Oberglatt, Niederglatt, könnten Sie alles glatt vergessen. Die Glatt ist aber nicht nur ein Namensbestandteil für viele Orte im Unterland, sondern auch eine Lebenseinstellung, eine Philosophie und eine für die Schweizer auf jeden Fall sehr negativ besetzte Haltung: Der Sauglattismus

    Wir fanden ihn Im Tages-Anzeiger vom 11.05.06 auf der Seite 2
    Sauglattismus
    Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele für die Verwendung des Begriffes:

    Oder geht es ganz einfach um Beliebigkeits-Sauglattismus, als Spiegel der aktuellen Zeit?
    (Quelle: umweltnetz.ch)

    Auch in Graubünden :

    «Mir gefällt die Absurdität – und solange ich nicht in den Sauglattismus abdrifte, mache ich weiterhin, was mir gefällt.» Ein Mann, ein Wort.
    (Quelle: graubuendenkultur.ch)

    Eigentlich ist diese Begriff schon längst kalter Kaffee für die Schweizer, denn sogar die Enzyklopädie Wikipedia, die wir in Zukunft weniger häufig als „Wiki“ abkürzen werden, bringt schon einen erklärenden Artikel dazu:

    Sauglattismus ist ein Modewort, das in den Neunzigerjahren in der Deutschschweiz geprägt wurde, bis heute verwendet wird und eigentlich unübersetzbar ist. Es ist vom Adjektiv sauglatt abgeleitet, das soviel wie „sehr lustig“ bezeichnet. Zunächst eine Definition des Substantivs: Sauglattismus ist verzierter Schwachsinn. Zahnbürsten mit einem Gesicht drauf, zum Beispiel. Primär werden also mit Sauglattismus Auswüchse der heutigen Freizeitgesellschaft ironisiert. Das Wort wird von verschiedenen politischen Lagern verwendet, in rechts-konservativen Kreisen dient es öfters zur Ironisierung staatlich subventionierter Gebrauchskunst. Beispiele dazu sind ein Zitat einer SVP-Grossrätin aus Basel oder ein Zitat aus der Schweizerzeit anlässlich der schweizerischen LandesausstellungExpo.02. In linken Kreisen wird der Begriff im Rahmen einer Kritik der Fun- und Spassgesellschaft verwendet, so hat der Schriftsteller Peter Bichsel in der Begründung seines 1996 erfolgten Austritts aus der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Solothurn, deren Wahlkampagne (mit dem Slogan «Kussecht und vogelfrei») als postmodernen Sauglattismus bezeichnet.
    (Quelle: wikipedia.de)

    Sauglatt ist ähnlich wie „saugut“ eine Steigerung von „glatt“, welches in der Schweiz weit mehr bedeutet als nur das allgemeindeutsche „rutschig“. Wenn etwas „eine glatte Sache“ ist, dann ist es grundsätzlich sehr positiv besetzt.

    (2. Teil Morgen: Auf der Glatt kann man auch Boot fahren, nur trinken sollte man sie besser nicht)