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Aufsteller und aufgestellte Leute

Wir kennen aufreissen (die Tüte Chips, die Tussie in der Disko), aufgeben (das Paket bei der Post, den Wettlauf), aufmachen (die Tür oder die Zeitung mit der Schlagzeile). Der Aufmacher ist eine Zeitungsüberschrift, den Aufsetzer kennt der Mantafahrer, wenn er mit seinem tiefergelegten Liebling mal wieder zu schnell über die Tempo-30-Bodenschwelle gerauscht ist, aber was ist ein Aufsteller?

  • Sie sind ein Aufsteller
  • Mir wurde am gleichen Tag von zwei völlig unterschiedlichen Leuten per Mail mitgeteilt: „Sie sind ein echter Aufsteller“.

    Was glauben die Schweizer eigentlich, wie ein Deutscher diesen Satz interpretiert? Das Wort ist ihm unbekannt. Mein erster Gedanke war: „Die vergleichen Dich doch jetzt nicht etwa mit Viagra„?
    Ein echter Aufsteller
    Für die Deutschen wäre ein Aufsteller allenfalls ein Trainerassistent beim Fussball, der sich um die Mannschaftsaufstellung kümmert.

  • Soll ich sie aufstellen?
  • Die Schweizer lassen sich gern aufstellen. Soll ich sie aufstellen? Gern! Nein, jetzt nicht in einer Fussballmannschaft im Verlaufe eines Turniers, auch nicht als Kandidat für eine Wahl, sondern immer wenn es ihnen schlecht geht, wenn das Leben trist ist, dann haben Sie grossen Bedarf an einem Aufsteller.

  • Aufgestellte Typen in Kontaktanzeigen
  • Das sind darum meist so unglaublich „aufgestellte“ (Schwyzerdütsch: „uffgstellte„) Typen, denen frau immerzu in Kontaktanzeigen begegnet. Ob die sich alle wählen lassen wollen? Oder ob die alle heimlich diese lila Pillen geschluckt haben? Fragen über Fragen.

    Hier noch ein Aufsteller, wie ihn die Deutschen kennen. Kann bei starkem Wind umgepustet werden, dann ist es ein echter Umfaller, und kein Aufsteller mehr:
    Alfred E. Neumann als Aufsteller

    

    15 Responses to “Aufsteller und aufgestellte Leute”

    1. krs Says:

      Schwyzerdütsch birgt Verwechslungsgefahr. Bitte verwende lieber „Schwiizerdütsch“. Der Grund ist der, dass wir einen Kanton haben, der „Schwyz“ heisst. Natürlich sprechen die Schwyzer auch „Schwiizerdütsch“, aber nicht jeder „Schwiizer“ spricht Schwyzerdütsch – mit anderen Worten: Den Dialekt des Kantons Schwyz. 🙂

    2. Jens Says:

      Och wirklich? Schade, ich liebe diese Wörter mit Y-psilon.

      Aus meinerm Wiese wird in der Schweiz immer „Wyser“, darum sag ich auch sogern „Schwyzerdütsch“, sieht einfach hübscher aus als das ii in Schwiizerdütsch.. erinnert mich an ii-git und so.

      Ausserdem sagte man mir: Schreiben kannst Du Schwyzerdütsch wie Du magst, es gibt keine Regeln für die Transkription, höchstens Lautschrift…

      Gruss, Jens

    3. Colin Says:

      Ich denke du weisst das (Jens) aber evtl. ist es nicht ganz rüber gekommen im Artikel. Ein Aufsteller ist jemand der einen Aufheitert, dies kann man sich bildlich fast besser vorstellen.

      Man hat schlechte Laune etc. man liegt am Boden… dann kommt ein Aufsteller und stellt einen auf, daher man hat wider gute Laune.

      Ein Aufsteller kann jedoch auch eine Radiosendung sein. Als Bsp. wenn ich am morgen um 6 Uhr aufstehe und eine lustige Sendung im Radio höre ist diese ein Aufsteller.

    4. mercury Says:

      Natürlich kannst/darfst du alles so schreiben wie’s dir gerade passt. Das ist einer der ganz grossen Vorteile einer nur gesprochenen Sprache. Aber sollte in einigen Jahren das Gefühl aufkommen ein „richtiger Schweizer“ zu sein, musst du das „y“ unbedingt aufgeben und durch „i“ oder „ii“ ersetzen. Denn mit dem „y“ veraten sich Deutsche immer als solche 😉

      Viel Spass noch mit uns und immer schön weiterschreiben!
      merc

    5. Mats Says:

      Läck Jens, du bisch mer aber ein geile Siech! Han sälte so glacht und grinsed abemene Text. Loh dich vo all dene Bünzlis nöd is Bockshorn jage und mach wiiter so. Macht Schpass und bringt mir Schwiizer mini eige Schprooch echli nöcher! GM
      (Na dann mal viel Spass beim Übersetzen! ;-))

    6. Rudi Says:

      Noch mehr söttige bitte; habe selten asslig gelacht

    7. Sandra Says:

      Wow, ich bin so beeindruckt! Als ich vor 2einhalb Jahren in die Schweiz gekommen bin habe ich genau dasselbe gedacht: was zum Teufel bedeutet dieses komische Wort „aufgestellt“. Und warum ist es in neun von zehn Kontaktanzeigen drin?
      Meine Arbeitskollegen haben mich dann grinsend aufgeklärt. Mittlerweile finde ich das Wort super. So wie viele schweizer Worte ist es besonders bildlich, man kann es sich gut vorstellen. Andere Lieblingsworte sind mittlerweile „es verhebet“, „ich lüüt dir an“ und „jemanden verrumme“. alles ebenfalls sehr bildlich 😮
      (eine österreicherin)

    8. Oliver Says:

      das mit dem aufsteller – viagra – hab ich auch lang nicht verstanden….
      eine bekannte sagte: „mi maa is es ganz uufgstellte“
      und ich dachte: „au weh wie peinlich, muss sie jetzt über sex in ihrem privatleben reden, wir kennen uns doch gar nicht“.

      und so weiter, und so weiter, irgendwann hab ichs mal verstanden, jemand hat mir auch das komische mit am boden liegen und traurig sein erzählt… doch nachvollziehen kann ichs nicht, denn:
      jeder der in der Arbeitsstelle komplett durchschnittliche Laune ist gleich ein „aufgestellter“. herrje…. ich verstehs einfach nicht 🙂

    9. Olga Says:

      Apropos Aufsteller…

      Da sass ich gestern, frustriert und verärgert über die missglückte Autoprüfung, und suchte im Google nach guten Tipps für den zweiten Versuch. Und wo lande ich? In Ihrer „Zebrastreifen“/“Fussgängerstreifen“-Geschichte. Nun lese ich fleissig weiter. Die Laune ist deutlich besser, die Schenkel mittlerweile grün und blau. 🙂

      Freue mich auf den Rest!

    10. Gizmo Says:

      Der „Aufgestellte“ in den Kontaktanzeigen wird mittlerweile so inflationär benutzt, das es einerseits etwas lächerlich wirkt, bzw. erst dann wirklich auffällt wenn es mal nicht verwendet wird…

      oder noch besser, wer schreibt schon in eine Annonce: Suche langweiligen durchscnittlich bis mässig aussehenden Mann der noch weniger Sinn für Humor hat als sowieso schon durschnittlich wenig vorhanden ist, und wenn Du dann auch noch ungepflegt bist, schreib mir gleich…

      Hab ich bisher vergeblich gesucht, wär mal originell und anders… aber nein… aufgestellt müssen sie alle sein…

    11. DaniDo Says:

      Wie schon gesagt, „en uffsteller“ ist selten eine Person, eher ein Ereignis, ein Erlebnis. Dafür eben „en uffgstellte typ“.
      Und zu „schwyzerdütsch“ muss ich mich krs anschliessen. Schwyzerdütsch=Dialekt von Schwyz. Schwiizerdütsch=Schweizer Dialekt.

    12. Thomas Says:

      Wir HABEN… einen Kanton….. Es ist viel wichtiger, was man ist, als das, was einer HAT.
      Im übrigen würde ich gerne viele „y“ verwenden, dann grenze ich mich von den Schwyzern deutlich ab.

    13. nurich Says:

      In Deutschland gibt es „Aufsteller“ auch, aber das ratet ihr Schweizer kaum, WO … =)

      Dazu muss man nämlich ins Einzel/Grosshandels-Fachchinesisch eintauchen =D

      So nennt man diese aufklappbaren Pappteile mit viiiiel Reklame, die entweder _nur_ Reklame enthalten oder auch Süsswaren u. v. a. m.

      „Könnten Sie den Aufsteller mal 2 m weiter vorne eingangsseitig plazieren, damit man noch zur Tür hereinkommt?“

    14. nurich Says:

      Zusatzbemerkung: Ah Moment: So hiess er vor der Verneudeutschung.
      Heute wo die kleinste Klitsche ein „Service-Center“ ist, heisst der Aufsteller natürlich schön amerikanisiert „DISPLAY“.

    15. Herbert Says:

      Hallo Jens,

      grossartiger Blog, vielen Dank dafür. Arbeite mich gerade chronologisch vor, seit vorgerstern ein paar Einträge pro Tag. Die meisten lassen mich schmunzeln, ein paar auch richtig „lolen“.

      [Hab diesen Post schon mal geschrieben, aber wegen des 60 Sekunden Limits verschwand sie wohl im Daten-Nirwana, und ein Browser-Back bringt sie auch nicht wieder. Naja, macht nix, hab grad Zeit, und dein Blog ists wert (nur schreib ich diesmal die Antwort erst Mal im Notepad wie sonst auch :p)]

      Also, als Hobby-Linguist (bin eigtl. Informatiker/Mathematiker) möchte ich zur „Ypsilon-Frage“ beitragen. Die Faustregel ist ganz einfach, und meistens funktioniert sie. Im Zweifel also anwenden! Wenn im Hochdeutschen phonetisch ein „ei“ artikuliert wird, welches aber in Schweizerdeutschen im gesprochenen Satz zu einem kurzen „i“ wird, dann ist ein „y“ zu setzen. Beispielsweise:

      Rhein -> Rhy
      Schweiz -> Schwyz (Sorry an alle aus SZ, oder vielleicht besser: Gratulation! Denn natürlich ist der Name der Schweiz davon abgeleitet.)
      Wein -> Wy

      Bei einem langen „ii“ bleibt es bei einem „ii“:

      Eis -> Iis
      sein -> sii

      Und latürnich bleibt „ei“ ein „ei“ wenns im CH-deutschen als „ei“ gesprochen wird:

      Bein -> Bei
      Reiher -> Reier (was soll auch das „h“ im original? haha)
      Stein -> Stei (aber oft auch Schtei)

      Also:
      Stein am Rhein -> Schtei am Rhy

      Und selbstverständlich gibt es wie üblich (zahlreiche) Ausnahmen.

      Gruss aus Schaffhausen nach Bülach! Weiter mit deinem Blog!
      Herbert