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Harmoniesüchtige Schweiz, Willensnation und Identifikationsobjekte

  • Harmoniesüchtige Schweiz
  • Die Schweiz ist und bleibt eine absolut harmoniesüchtige Nation. Wer seit 1959 mit Hilfe der Zauberformel regiert wird, in der alle bürgerlichen Parteien vertreten sind, und keinen echten Wechsel zwischen Regierung und Opposition je erlebt hat, der stumpft ab und verliert unweigerlich sein Interesse an Politik. Oder er bekommt das Gefühl: „So ist es schon immer gewesen, so war es gut, so soll es bleiben“.

  • Konkordanzdemokratie
  • Das Prinzip der „Konkordanzdemokratie„, in der sich alle immer harmonisch einigen müssen, ist für Deutsche schwer verständlich. Einfach ausgedrückt: Wir hauen uns lieber gegenseitig die Köppe ein anstatt uns harmonisch zu einigen. Vielleicht kriegen wir ja in Deutschland mit der Grossen Koalition von Schröder und Merkel jetzt auch so eine „Konkordanzdemokratie„.

  • Gegenstimmen werden einfach wegharmonisiert
  • Gibt es wirklich mal eine oppositionelle Kraft, eine Stimme, die anders spricht, wie z. B. der SVP Vorsitzenden Christoph Blocher, dann wird diese Stimme nach gewonnener Wahl einfach „wegharmonisiert„, sprich in den heilige Kreis der Sieben des Bundesrats mittels einer „Zauberformel“ hineingezaubert und schon hat sie Kreide gefressen und darf nicht mehr so sprechen wie sie will, denn jetzt herrscht der Zwang zum Konsens, genannt „Kollegialitätsprinzip„. Weil bei diesem Zaubertrick die Zauberformel leider kaputt ging, spricht man flugs von der „neuen Zauberformel“.

  • Forever Bundesrat
  • Wieviel „Bewegung“ im Schweizer Bundesrat steckt, belegt die Tatsache, dass ein Bundesrat praktisch auf Lebenszeit gewählt wird, ähnlich wie der Papst. Das ist so, wie wenn Helmut Kohl nicht für 16 Jahre regiert hätte, sondern für immer, bis zu seinem Ableben. Die längstdienenden Bundesräte im 20. Jahrhundert waren Giuseppe Motta von 1911 bis 1940 (= 29 Jahre) und Philipp Etter von 1934 bis 1959 (=25 Jahre), da könnte Helmut Kohl mit seinen 16 Jahren Kanzleramt doch einpacken.
    Nachtrag: Bundesräte können zwar nicht abgewählt werden, jedoch müssen sie wieder gewählt werden. In der Geschichte der Schweiz ist es erst drei Mal passiert, dass ein Bundesrat nicht wieder gewählt wurde. Im Schnitt legen die meisten Bundesräte nach 10 Jahren ihr Amt freiwillig nieder, weil sie dann oft ausgepowert sind.

  • Die Willensnation
  • Allein der viel zitierte Begriff von der Schweiz als „Willensnation“ spricht Bände. Die Schweizer wollen eine Nation sein (sind sie denn in Wirklichkeit keine?), und müssen sich ständig daran erinnern, damit das Land nicht auseinander bricht und in Westschweiz und Ostschweiz und Innerschweiz zerfällt, um dann in der Folge in 26 Kantone zu zerfallen, und als nächstes in knapp 3.000 Gemeinden zu zerbröseln.

  • Warum sind die Schweizer so höflich und harmoniesüchtig?
  • Meine persönliche Lieblingserklärung für die Beobachtung, dass die Schweizer stets so höflich und zuvorkommend miteinander umgehen, ist: Sie wissen wie schnell zwischen ihnen Mord und Totschlag herrschen würden, hielten sie nicht stets ihre Höflichkeit und den Wunsch nach Konkordanz und Harmonie mit aller Gewalt am Leben.

  • Schweizer Identifikationsobjekte
  • Damit das nicht passiert, wird eisern an den gemeinsamen Identifikationsobjekten festgehalten, die da sind:

    Die Kuhglocke (wichtiges Utensil beim Begrüssen von heimkehrenden Helden der Schweiz am Flughafen in Kloten, leider sind das nicht allzu viele)
    Identifikationsobjekt Kuhglocke

    Das Alphorn (das tönt auch gut in den Häuserschluchten von Manhattan)

    Der Schweizerkäse (echter Emmentaler aus Holland ist der Renner, wenn sie übrigens nicht wissen, ob es „Schweizer Käse“ oder „Schweizerkäse“ heisst, einfach im Zweifelsfall immer zusammenschreiben, es gibt schon die „Schweizergrenze“, das „Schweizerkreuz“ und den „Schweizerpass“, also in Zukunft einfach alles so helvetisieren)

    Roger Federer (grosser Schweizer Meister im Federer-Ballspiel)

    Toblerone-Schoki (auf deutschem Gebiet in Weil am Rhein hergestellt bei Kraft-Jakobs-Suchard)

    Das Schweizerkreuz (in jeder nur erdenklicher Ausprägung)

    und natürlich die absolut identifikationsschaffende „einheitliche“
    Schweizerdeutsche Umgangssprache, die mehr und mehr als „Oltener Bahnhofsbüffet Dialekt“ Einzug in die Medien hält. Für Sprachpuristen: Büffet wird in er Schweiz mit zwei f und einem t geschrieben, in Deutschland mit zwei t und einem ff, siehe Duden. Ich mag die Schweizer Version lieber.

    

    22 Responses to “Harmoniesüchtige Schweiz, Willensnation und Identifikationsobjekte”

    1. Räulfi Says:

      Zur Konkordanzdemokratie:
      Ob belächelnswert oder nicht, besser ist wohl immer noch, man HAT

    2. Räulfi Says:

      Konkordanzdemokratie:
      Ob belächelnswert oder nicht, besser ist wohl immer noch, man HAT eine Regierung und dampfert nicht steuermannfraulos in unbekannten Gewässern;-)

      Gegenstimmen:
      Blocher ist jetzt offiziell Bundesrat… irgendwie geht in der Schweiz ein Parteipräsidium dann nicht mehr… zumindest offiziell (glaube aber, dass eh schon lange Ueli Maurer eigentlich Präsi dieser Vereinigung ist…)

      Forever Bundesrat:
      Im Gegenzug müssen sie alle 4 Jahre wiedergewählt werden… und können auch ’nicht wiedergewählt‘ werden (zum letzten mal unsäglicherweise so geschehen bei Ruth Metzler… was wieder mal gezeigt hat, dass es KEINE Frauensolidarität gibt und Stutenbissigkeit immer noch ein Merkmal beinahe jeder Frau ist…)
      ’nicht wiedergewählt’… tönt irgendwie schöner als ‚abgewählt’…

      Höflich und harmoniesüchtig:
      Mir wurde das noch in ‚die gute Kinderstube‘ gelegt… und die wurde immerhin im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts begründet…
      D-land scheint wohl auch da 10 Jahre voraus zu sein;-)
      Unhöflichkeit und schlechte Manieren sind einfach so bäääh…

      Schweizer Käse:
      Korrekt. Bitte auch so lassen:-)
      Und wieso eigentlich echter Emmentaler aus Holland?? Dachte immer, der echte wird für ganz billig, sprich subventioniert, nach Holland verkauft?

      Toblerone Schoggi:
      Noch so eine herbe Enttäuschung! Dachte immer, die wird in UK hergestellt?? Stand früher zumindest so auf der Packung…

      Schweizerische Umgangssprache:
      aso das isch jetz mol khurertütsch… tönt hoffentli biz andersch als z’aargauner-dialekt;-) obwohl es stimmt scho, dass alles immer einheitsbreiiger wird… au mis do isch nüm richtigrichtigs khurertütsch, das kann fasch niamer meh. es git aber immer noh so a paar usdrück won wohl nur do verschtanda werden, wia ’schesa‘ zum bischpiil… ds ‚huara‘ vor am guat verdanken d’unterländer übrigens au üs;-))

      Gruss an die Macher dieser witzigen Seite!

    3. mercury Says:

      hmm… die Sache mit dem Buffet liegt wohl daran, dass Schweizer mit der deutschen, wie auch mit der französische Sprache weniger Mühe haben, wie die Deutschen. Somit wäre auch geklärt, weshalb da 2 f und nur 1 t geschrieben werden (weil das die einzig korrekte Schreibweise ist). Das ü muss wohl vom nörlichen Nachbarn stammen, denn Worte mit französischem Ursprung werden von Schweizern nicht „eingedeutscht“.

    4. Elisabeth Says:

      Eine kleine Rückfrage: Soweit ich informiert bin, wird die Toblerone in Niederbottigen bei Bern produziert – jedenfalls werden die entsprechenden Zutaten per Bahn /Anschlussgleis geliefert, und die Schoggi-Gerüche schweben bei Westwetterlage über Bern-West. Könnte man nochmal überprüfen, wo die Toblerone wirklich hergestellt wird? Mein geheimer Stolz auf diese Schoggi-Fabrik, an welcher ich seit 20 Jahren fast täglich vorbeikomme, würde empfindlich leiden wenn sich herausstellen sollte, dass diese weltberühmte Schokolade nicht zur Hauptsache eben in Bern produziert wird 🙁

    5. Patrick Says:

      Toblerone wird in Bern hergestellt und der Konzern hiess mal Kraft Jakobs Suchard. Jetzt heisst dieser Konzern aber Kraft Foods und stellt ausser Toblerone auch Milka, Daim, Mozardkugeln usw her. Das wichtigste aber: Toblerone wird in der SCHWEIZ hergestellt. Bitte berichtigen sie die Passage. Sie verletzt meinen Nationalstolz. Danke.

    6. Jens-Rainer Wiese Says:

      Hi Patrick: Also dann will ich das klarstellen: Ich habe 1995 zuletzt für KJS in Lörrach gearbeitet, und dort zu Weihnachten die Mega-Riesen-Ultra Toblerone geschenkt bekommen, die dort im Haus produziert wurde. Du magst recht haben, dass KJS jetzt Kraft Foods heisst die Toblerone in der Schweiz hergestellt wird. Sorry, hätte ich nachprüfen müssen, habe aus der Erinnerung geschrieben. Ist aber egal, schmeckt überall gleich lecker.
      Gruss, Jens

    7. Niklaus Habegger Says:

      Das ganze heisst Bern-Brünnen und wird ausschliesslich dort hergestellt, also die Schoggi meine ich.

    8. viking Says:

      Es ist doch ganz einfach, die Toblerone für den Schweizer Markt wird in der Schweiz hergestellt (Ausnahme: Importe 😉 ), die für den europäischen Markt anscheinend in Lörrach (Bei Elmex ist das übrigens ähnlich).

      Und statt Kraft-Jakobs-Suchard (Die Toblerone Firma hiess übrigens mal nur Suchard) könnte man auch einfach Philip Morris sagen, aber das hört sich natürlich nicht so gesund an, drum heisst die oberste Mutterfirma jetzt auch Altria.

    9. HaegarCH Says:

      Also das mit der Abwahl weiss ich nicht so genau. Von der Verfassung her würde es wohl gehen. Aber bis jetzt sind die BR von selber zurück getreten, wenn sie zu sehr ins Fettnäpfchen getreten sind. Dreifuss ist einfach nicht mehr angetreten und Kopp zurück getreten. Metzler ist die einzige BR die ich kenne, welche nicht wieder gewählt wurde. Aber das Parlament war da wohl eh doof. Die einzige BR, die man auch in der Öffentlichkeit zeigen durfte.

    10. Urs Dietler Says:

      Etwas peinlich: wiewohl Schweizer und diesen Blog sehr geniessend und empfehlend, kenne ich die Herkunft (wohl den Inhalt) des Wortes „Willensnation“ nicht und kenne auch niemanden, auch keine Historiker, die mir die Herkunft genau bezeichnen können. Wer hat das Wort zum erstenmal so in die Begriffswelt eingeführt, dass er „hielt“ und sich fortpflanzt?
      Zum Abschied Schweizerdeutsch: „e schööne Summer!“ Urs Dietler

    11. Louis Says:

      Im Gegensatz zu den Briten, den Deutschen, den Franzosen u.ä. ist die schweizerische Eidgenossenschaft aus verschiedenen Völkern, lateinischer und germanische Herkunft, zusammengesetzt. Der Ursprung der Deutschschweizer liegt z.B. bei den Helvetiern, einem Stamm der Kelten, jener der Welschen bei den Franken usw. – Des Weiteren traten die verschiedenen Kantone der Eidgenossenschaft freiwillig bei und wurden nicht durch eine Eroberung dem Bund einverleibt. – Seit einiger Zeit, so um die 700 Jahre, werden wir auch von keinem schweizerischen Monarchen oder einem anderen schweizerischen absolutistischen Herrscher regiert. – Wir hatten bis vor kurzem einen geschichtlichen Hintergrund und Mythen, welche uns das Überleben in schweren Zeiten ermöglichten (Weiterer Bemerkungen hierzu enthalte ich mich, da hier nicht das Forum für eine politische Debatte ist.) – Auf all dies bezieht sich der Ausdruck: Willensnation.

    12. baalsebub Says:

      @Louis:

      1. Der Ursprung der Deutschschweizer liegt nicht bei den Helvetiern. Die Helvetier (keltischer Stamm, der dieses Gebiet besiedelte) wurden von den Römern (15 v.Chr.) erobert und romanisiert; ab hier spricht man übrigens von Kelto-Romanen. Diese wiederum wurden im 5. Jh. von den Alemannen (germanischer „Stamm“) überrannt. Die Alemannen siedelten sich in diesem Gebiet an, die verbleibenden Kelto-Romanen wurden germanisiert; darum werden unsere Dialekte ja auch „Alemannisch“ genannt.

      2. Die Romands haben mit den Franken nichts zu tun. Auch dort lebte eine Kelto-Romanische Bevölkerung mit der entsprechenden romanischen Kultur und Sprache. Auch in der West-CH wanderten germanische Stämme ein (Alemannen und Burgunder, nicht aber die Franken). Die romanische Kultur war aber stärker als in der Ost-CH, so dass die germanischen Einwanderer romanisiert wurden.

      Der Ausdruck „Welsch“ geht übrigens in die Zeit der alemannischen Landnahme zurück. Die Walchen waren die, die man (sprachlich) nicht verstand – die Kelto-Romanen. Auch im grossen Kanton hat der Ausdruck überlebt; im Kauderwelsch, das man ja auch nicht versteht.

      3. „Des Weiteren traten die verschiedenen Kantone der Eidgenossenschaft freiwillig bei und wurden nicht durch eine Eroberung dem Bund einverleibt.“

      …ist etwas sehr salopp formuliert.

      Die alte Eidgenossenschaft war ein äusserst komplexes Gebilde.
      Den Kern bildete die Eidgenossenschaft der XIII Orte (ab 1513, BE, ZH, UR, SZ, UW, LU, GL, ZG, BS, FR, SH, SO, Appenzell); diese haben selber zueinander gefunden. Es kann aber in dem Sinne nicht von einem „Bund“ oder „Staat“ gesprochen werden, es waren 13 absolut souveräne Staaten in einem sehr, sehr, sehr lockeren Staatenbund (nicht Bundesstaat!!!).

      Diese Orte hatten gemeinsame Untertanengebiete (gemeine Herrschaften), die sie sich durch Kauf oder Eroberung angeeignet haben. Aus diesen Gebieten (und aus Untertanengebieten von einzelenen Orten) wurden durch/nach Napoleon neue Kantone gemacht (Aargau, Tessin, Thurgau, Teile St. Gallens, Waadt).

      Um diese Eidgenossenschaft gruppierten sich verschiedene Verbündete (Zugewandte Orte); Republik Wallis, Freistaat der gemeinden 3 Bünde in Rätien (GR), Genf, St. Gallen (Stadt und Fürst-Abtei), Fürst-Bistum Basel, Biel, Fürstentum Neuenburg, Mühlhausen, Rottweil.

      Die Orte und die Zugewandten bestanden aus dem eigentlichen „Kernland“ und den Landschaften, also freie und unfreie Gebiete. Bei den Städteorten war nur gerade wer in der Stadt lebte (Burger) ein „freier Schweizer“ (bzw. Berner, Zürcher…), diejenigen in den Landschaften hatten einen Vogt aus der entsprechenden Stadt vor sich. In den Länderorten war zwar das gesamte Gebiet „frei“, aber nicht jeder der darin lebte (Hintersassen, Landlose…). Und auch die Länderorte kannten Untertanengebiete (Uri die Leventina, Schwyz die March, GR das Veltlin…).

      Spricht man von der alten Eidgenossenschaft, ist meist dieses komplexe Gebilde aus eidgen. Orten, Zugewandten Orten und gemeinen Herrschaften gemeint.

      4. Keine Monarchen in der Schweiz?
      Wie bereits angetönt… Fürst-Abtei St. Gallen (hier kann man den Begriff „absolutistisch“ ruhig gebrauchen), Fürst-Bistum Basel, Fürstentum Neuenburg. Nicht zu vergessen der Prozess der Aristrokratisierung (in den Städten und den Länderorten).

      Freie Schweizer hats also nur ganz, ganz wenige gegeben. Und „freiwillig“ der Eidgenossenschaft beigetreten sind ein paar Ratsherren und Ammänner (und natürlich deren Familien-Clans, das ganze nennt man dann Oligarchie, Aristokratie oder für spezielle CH-Verhältnisse ist auch von Aristodemokratie die Rede).

      Das sind die Verhältnisse des „Ancien Régime“, dieses endete mit Napoleon 1798, und nicht vor 700 Jahren. Soviel zu deinem „geschichtlichen Hintergrund und Mythen“… mehr Mythen als Hintergrund!

      Manchmal ist ein Geschichtsbuch doch ganz praktisch; vor allem wenn man sich etwas zu weit in die Weite wagt…

      Übrigens:
      „Weiterer Bemerkungen hierzu enthalte ich mich, da hier nicht das Forum für eine politische Debatte ist“
      …finde ich toll, denn so wie du oben über die Schweiz geschrieben hast -Mythen und so- , würde ich nicht gerade das Beste erwarten.

      Grz

    13. Chrigel Says:

      700 Jahre Schweiz… das ist ja eigentlich ein Scherz! Die Schweiz wie wir sie kennen besteht gerade mal seit der Einführung der Bundesverfassung im Jahre 1848. Diese wurde nach dem Sonderbundskrieg geschaffen in dem sich etliche Kantone bekämpften. Sozusagen The Swiss Civil War…. im Vergleich zum amerikanischen Bürgerkrieg allerdings äusserst zivil, man zählte nur so um die 100 Tote.
      Vielleicht sollte dies bei der nächsten Juhui-soundsoviel-Jahre Feier der Schweiz mal berücksichtigt werden. Wir haben uns kräftig zusammengerauft, ab und zu mal den Nachbarn eins auf die Rübe gegeben (zB. Küssaburg gleich übern Rhein) und des öfteren auch selber eins auf die Mütze bekommen.
      So wie die Schweiz heute dasteht ist’s gerade mal 158 Jahre her…. zur 700 Jahr-Feier geht’s noch ein Bisserl.

      Gruss Chrigel (Schweizer seit 1969)

    14. Rouge Says:

      Zu Chrigel.

      Das würde ich aber jetzt auch nicht gerade so sagen… Sicher haben wir erst seit 1848 eine Verfassung, was übrigens auch nicht unbedingt mit erst zu bezeichne ist, da es ja die zweite demokratische Staatsverfassung der Welt war…

      Ich würde schon sagen, dass die Schweiz 1291 in ihrer Idee gegründet wurde, natürlich hat sie sich danach sehr verändert.
      Auch das Jahr 1648 ist ein wichtiges Jahr, da die Schweiz damals in internationalen Verträgen erstmals breit anerkannt wurde…

    15. Sylvie Says:

      @baalsebub

      WOW! 1000 Dank für diese phantastische Erklärung

      Liebe Grüsse
      S

    16. Christian Says:

      @Räulfi:

      Wenn dem Hane der Kamm geschwollen wäre 🙂

      Veränderung in der politischen Landschaft ist notwendig, da nimmt man schon gerne in Kauf, dass temporär die alte Regierung im Amt bleibt. Gemeinsame Werte und Umgangsformen entstehen nicht wie Phönix aus der Asche, sondern werden gesellschaftlich geprägt. Wenn eure Höflichkeit eine Herzensangelegenheit ist und nicht einfach nur Konformität, so ist sie bemerkenswert.

    17. Lili Says:

      Hallo,

      Nur was kleines zum „Kollegialitätsprinzip“: Das heisst richtig eigentlich „Kollegialprinzip“ und kommt von Kollegium und nicht davon, dass die Leute im Kollegium alle ganz kollegial, sprich freundschaftlich miteinander umgehen! Nur weiss das auch hier fast niemand….

    18. Werder Thomas Says:

      Sorry, aber die Toblerone Schoggi wird nur in Bern hergestellt und das für die ganze Welt.
      In loerrach wird Milka produziert und kein Gramm Toblerone.

    19. Jean-Louis Says:

      # Urs Dietler Says:
      July 11th, 2006 at 3:19 pm

      Etwas peinlich: wiewohl Schweizer und diesen Blog sehr geniessend und empfehlend, kenne ich die Herkunft (wohl den Inhalt) des Wortes “Willensnation” nicht und kenne auch niemanden, auch keine Historiker, die mir die Herkunft genau bezeichnen können. Wer hat das Wort zum erstenmal so in die Begriffswelt eingeführt, dass er “hielt” und sich fortpflanzt?
      Zum Abschied Schweizerdeutsch: “e schööne Summer!” Urs Dietler

      Danke für die guten Wünsche. Den Sommer?! Bereits überlebt… Sogar den Winter, der keiner war…

      Für helvetisch-politische Fragen sowie die Entstehung der „Willensnation“ empfehle ich gerne:

      Dr. Tamara Ehs
      „Helvetisches Europa – Europäische Schweiz“
      Der Beitrag der Schweiz an der europäischen Einigungsidee im Kontext schweizerischer Staats- und Nationswerdung
      Peter Lang Verlagsgruppe, Reihe Politik und Demokratie
      Reihe des Wiener Instituts für Politikwissenschaft Band 6
      Erscheinungsjahr: 2005

      Interessante Erkenntnisse einer jungen Politologin aus Wien,
      http://www.peterlang.de/index.cfm?vID=54381&vLang=D&vHR=1&vUR=2&vUUR=1

    20. Karin Says:

      ch bin ursprünglich Deutsche (Grossvater aus Berlin, Vater aus Süddeutschland) bin aber inzwischen Schweizerin und fühle mich auch als Schweizerin. Meine sehr zahlreichen Verwandten leben in Deutschland, ebenfalls habe ich zahlreiche Freunde in Berlin. Ich wohne schon bald 20 Jahre in einer WG, in der ich mit sehr vielen Deutschen zusammengelebt habe. Da ich ein grosse Wohnung habe, führe ich ebenfalls ein B&B, in dem ich u.a. viele Gäste aus Deutschland (auch Stammgäste) beherberge, auch im Studium habe ich mit vielen Deutschen zu tun.

      Grundsätzlich sind wir alle Menschen auf dieser Erdkugel und wir sind alle sehr ähnlich. Andernseits entwickeln Gruppen die länger zusammenleben auch ähnliche Verhaltensweisen, ähnliche Werte, eine ähnlich Art zu denken, bzw. man versteht wie jemand denkt, auch wenn man nicht gleicher Meinung ist, es entwickelt sich eine eigene Kultur.

      In den Beiträgen gibt es immer wieder Stimmen, die Unterschiede zwischen der Deutschen und Schweizer Kultur egalisieren wollen. Wenn man aber mit vielen Deutschen zu tun hat, gibt es markante Unterschiede zwischen Deutsche und Schweizer. Viel wurde ja oben schon erwähnt.
      Sicher kann man nie ein ganzes Volk in einen Topf werfen, es gibt bestimmt viele Deutsche die eher wie die Mehrheit der Schweizer sind, als viele Schweizer, trotzdem lassen sich Unterschiede erkennen.

      Was mir bei meinen Verwandten, bei meinen WG-Kollegen, meinen Deutschen Kollegen oft auffällt (und da könnte ich auch rasch immer einige Ausnahmen nennen), ist dass viele Deutsche kein Sinn, für feine Unterschiede, für Rücksichtsnahmen, für das Gemeinschaftliche,… haben. In der Schweiz, zumindestens in meinem Umfeld, welches nicht klein ist, sucht man für ein Problem eher gemeinsam eine Lösung, man überlegt sich, „wie machen wir das“, bei meinen Deutschen Kollegen, habe ich oft die Haltung erlebt, „ich will“ und nun müssen wir einen Zwischenweg finden. Immerwieder erlebe ich Deutsche Mitbewohner als „eigenbrödlerisch“. ich will mein eigenes Fach im Kühlschrank, ich will dies und jenes. Das habe ich bei Schweizern nie erlebt, oder ich hatte Glück. Da hat man zusammengelebt und hat auch zusammen geschaut, dass es uns gut geht, man war solidarisch hat sich im gleichen Boot gefühlt, hat dem Anderen vertraut, dass er einem nicht das Zeug wegfrisst, und da könnte man noch viel aufzählen.

      Ich denke, das hat viel mit dem politischen System zu tun. Wenn man in einem Land lebt, wo das Volk (nicht der Bundespräsident) an oberster Stelle steht, wo der Bundesrat nur den Volkswillen ausführen sollte, wo einem vorgelbt wird (auch wenn es oft schwierig ist) dass sich der Bundesrat, obwohl ganz anderer Meinung, einigen kann, wo keine Streitkultur herrscht, wo in der Gemeinde das Volk ganz direkt über alles bestimmt, wo man zwangsweise immer Solidarität zeigen muss, denn nicht jeder hat ein Kind wenn man Millionen Steuern für ein Schulhaus zusammenkriegen muss, wo jeder gefragt ist, wo nicht von Oben diktiert wird sondern von der Basis aus entschieden wird.
      Wenn man in unserem politischen System die Streitkultur hätte, die in Deutschland herrscht, dann würde bei uns gar nichts mehr gehen, dann würde alles stehen bleiben, denn bei uns gibt es niemand der über das Volk hinweg diktieren kann.
      Wir müssen also höflich, zuvorkommend, rücksichtsvoll, vertrauenswürdig, langsam, überlegt, harmonisch miteinander umgehen!
      Wenn man so lebt, und ich rate es Jedem auch zu versuchen, dann merkt man was für eine schöne Lebensqualität das ist. Das heisst nicht man darf nicht eine andere Meinung haben, sondern das heisst man hat Respekt vor der anderen Meinung man lässt sich gegenseitig leben. In der Dorfbeiz sitzt der Linke und Rechte am gleichen Tisch, man geschäftet 😉 miteinander und man will sich eben trotzdem verstehen.

      Eine grosse Mehrheit der Deutschen verstehen diesen feinen Unterschiede nicht. Deshalb hört man dann von Deutschen auch, die Schweizer sind harmoniesüchtig, oder die Schweizer erscheinen ein bischen Naiv wegen ihrem Vertrauen in den anderen Menschen, man ist sich nicht gewohnt, dass man viel diskutiert (und vielleicht weniger trinkt), man denkt, das gewisse Dinge so langsam vor sich gehen, weil die Schweizer langsam denken (eine Freundin aus Berlin wagte es, mich nach 10 Jahren verstohlen zu fragen, ob wir auch so langsam denken wie wir sprechen), oder man findet es komisch wenn der Schaffner „alle Billette“ sagt, und den Witz nicht versteht, „man hätte nur eine Fahrkarte“, aber eigentlich versteht, der Deutsche den Hintergrund für diese Aussage nicht.
      Da könnte man unzählige Beispiele aufführen.

      Und diese Arroganz macht eben die Deutschen unbeliebt und bewirkt dass sie von vielen Menschen in der Schweiz als Überheblich erlebt werden. Leider haben viele Deutsche in diesem Blog diesem Bild über die Deutschen alle Ehre angetan und viele merken es nicht mal.

      Ich möchte alle Deutschen die sich in der Schweiz integrieren wollen, einladen, beginnen die feinen Unterschiede in der Kultur der Deutschen und Schweizer zu ergründen, lest über die Geschichte und das politische Verständnis der Schweizer.

      Ich finde, die Schweiz hat eine grosse Lebensqualität, die eben gerade auf den feinen kulturellen Unterschieden gründet und es ist sehr schön einen Teil dieser Kultur und dieser Lebensqualität zu werden. Das ist viel wertvoller als nur ein höherer Lohn. Eine schöne Zeit allen denen, die das was die Schweiz wirklich bietet, schätzen können!

      Ich wünsche allen einen schönen Tag und grüsse herzlichst Karin

    21. petra Says:

      Die Zauberformel existiert in der Schweiz nicht mehr. Mit der Wahl von Bundesrat Blocher wurden zwei SVP Plätze vergeben.

      Ich würde mir wünschen, die Deutschen wären manchmal etwas mehr „harmoniesüchtig“. Dies würde das Zusammenleben sicherlich positiv beeinflussen.

    22. Liebe die Schweiz Says:

      Habe in Berlin Schweizer Schoggi gekauft, hat aber überhaupt nicht gleich geschmeckt wie diejenige, die ich bei uns kaufen kann. Wahrscheinlich wird diese nicht hier hergestellt. War sehr enttäuscht –