Schlötterlinge können nicht weinen — Hängen Sie auch manchmal einen Schlötterling an?
(reload vom 20.11.06)
Wir wurden von einer Übersetzerin gefragt, was denn bitte schön ein „Schlötterling“ sei. Wir waren sprachlos. Ob das eine fantasievolle Wortkreuzung aus „Schlottern“ und „Schmetterling“ sein kann?
Sie hatte das Wort aus einem Werk des Schweizer Dichters Jürg Amann:
„Da wir schon einmal bei den Frauen waren, ging ich einen Schritt weiter, durchaus in der Erwartung (…) eines Walserschen Donnerwetters oder Schlötterlings, und fragte (…)“
(Quelle: Amann, Verirren 116)
Es muss etwas Unangenehmes sein. Und wirklich, die Erklärung findet sich in Kurt Meyers Schweizer Wörterbuch:
Schlötterling, der; -s, -e (mundartnah) eine anzügliche Bemerkung, ein derbes Spottwort.
Sogar ein Zitat aus der NZZ wird dort genannt:
Will man unter Demokratie das Recht verstehen, jedem Beliebigen an der Landsgemeinde Schlötterlinge anzuhängen, dann ist das … ein arger Missbrauch (NZZ 1965, Nr. 1804)
(Quelle: Schweizer Wörterbuch, S. 227)
Auch in Carl Splitters Gedicht „Olympischer Frühling“ findet sich dieser Ausdruck:
Und wippten trotzig mit dem Strauß von Haselnuß,
Denn, ohne wen zu ärgern – nicht wahr? – kein Genuß.
War niemand, der im Abendrote sich erging,
Der keinen Anwurf oder Schlötterling empfing.
(Quelle: Projekt Gutenberg)
Im gesprochenen Dialekt verliert der Schlötterling leicht sein „n“ und mutiert zum „Schlötterlig„. Wir befragten eine ausgewiesene Kapazität des Schweizerdeutschen zu diesem Wort. Hier die Stellungnahme:
„Är het mer e Schlötterlig aaghänkt!“ heisst frei übersetzt: „Er hat mir ,Brehms Tierleben nachgeworfen‘“ oder „er hat mich mit einem Schimpfwort bedacht“. Meistens wird „Schlötterlig“ mit „anhängen“ benützt. Wenn die Konfrontation lange gedauert hat, „het är mir e ganze Cheib vou Schlötterlige aaghänkt“.„Einen Cheib voll“ = einen Haufen.
(Quelle: private E-Mail)
Wir wussten nicht, dass man „Brehms Tierleben“ auch gut werfen kann und werden uns gleich nächstens ein paar Exemplare antiquarisch besorgen um damit Ziel- und Weitwurf zu üben.
Laut unserer Lieblingsquelle „Grimms Wörterbuch“ hat das Wort „Schlötterling“ etwas mit dem Schnupfen an der Nase zu tun:
SCHLÖTTERLING, m. schweiz. im sinne von herabhängender rotz STALDER 2, 331, vgl. schlemperling sp. 628, schlenkerer, schlenkerling sp. 636; die redensart einem einen schlötterling anhenken (STALDER a. a. o., SCHM. 2, 537) zeigt, dasz schlötterling die bedeutung von schlötterlein annahm; vgl. noch HUNZIKER 224. SEILER 256a.
(Quelle: Grimms Wörterbuch)
Auf 10 vor 10 wurde sogar der Begriff in einem Beitrag im Zusammenhang mit den Beschimpfungen von Eishockeyspielern auf dem Spielfeld erwähnt:
Viele Spieler der Schweizer Eishockey-Meisterschaft begeben sich verbal aufs Glatteis. Wie Müll werfen sie dem Gegner wüste Worte an den Kopf, um ihn zu verunsichern. Trashtalk nennt man das im amerikanischen Eishockey. Schlötterling on Ice.
(Quelle: 10 vor 10 vom 22.03.05)
Falls wir in Zukunft mal ein Problem haben, werden wir nur noch mit Schlötterlinge um uns werfen bzw. diese anderen anhängen. Denn Sie wissen ja: Schlötterlinge können nicht weinen! Das ist so wahr wie „Dänen lügen nicht“.
Januar 28th, 2010 at 22:54
Nicht ganz korrekt. Richtig heisst es „Schlötterlinge frieren nicht“.
Januar 29th, 2010 at 8:37
Der Schlötterling
oder
Das triefende Grauen aus Zürich
In Zürich, dem Grauen, da hockt ein Tropf,
hat viel ätzende Gedanken in seinem Kopf.
Schwadroniert so rum, der Schwabenhasser,
dabei macht er nur viel dünnes Nasenwasser.
Macht Stress und Wirrung mit vielem Trotz,
hängt bei den Bloggern an seinen großen Rotz.
Prahlt, als sei er der schönste Schmetterling,
ist aber auch nur ein triefender Schlötterling.
Den man am schnellstens sollte gut abhenken,
ins papierne Taschentuch, ohne viel Bedenken.
Der Tropf, als Künstler bei Schlötterling on Ice,
ist er gar selber auch nur so ein elendig Preiss?
Februar 1st, 2010 at 13:07
@Zürcher: Sehr gut! Endlich mal jemand, der anpackt anstatt zu labern!
Februar 2nd, 2010 at 8:59
Endlich angepackt!
.
Endlich, angepackt in Burghölzli,
das wegzuwerfende kleine Stöckli,
zurückgebracht vom kläffig Pudel,
dem Züricher, der seltsam Nudel.
Spielt Opfer, ist da der Allerbeste,
er braucht mit Riemen eine Weste,
eingebunden in solche Schnürung,
Ende ist’s mit der Blogverführung.
Das Resümee, dass kommet gleich,
ist auch nur ein riesengroßer Seich.
Februar 3rd, 2010 at 22:38
Wer wird denn kommen, Wilhelm Griesinger oder Bernhard Gudden?